Samstag, 30. August 2014

Ich liebe mein Enkelkind...

....und mein Enkelkind liebt mich. Nachdem es die allerersten Anzeichen gab, wussten wir alle, es wird ein wundervoller Knabe. Ich, als frischwerdende Omi, besorgte die hübscheste Wolle, die man am Markt zu kaufen bekam, in einem zarten hellen Mint-Blau. Nach stundenlangen Schmökern im Internet und Berechnungen der Maschenanzahl für die jeweilige Größe hatte ich es geschafft. Ein flotter Strampler mit wärmenden Zopfmuster sollte es sein. Ich strickte Abend für Abend und bald war der Rückenteil geschafft und ich schlug bereits die Maschen für den Vorderteil an. Putzige kleine Bärenknöpfe in Blau sollten das Werk vollenden.
Am darauffolgenden Tag hatte ich ein kurzes Telefonat mit meinem Töchterlein, die mir freudestrahlend eine Hiobsbotschaft überbrachte. Der Ultraschall des Frauenarztbesuches hätte ergeben, es wird ein Mädchen! Noch während ich mein Handy an meinen Lauschlappen drückte und mich fragte, ob ich das jetzt richtig verstanden habe, fiel mein Blick auf das vor mir liegende Strickstück! Nämlich auf das in BLAU! Egal wie oft ich draufsah, es war BLAU. Nachdem ich in der Annahme bin, daß die restliche Welt-Bevölkerung da draußen, nicht wirklich farbenblind ist, und es zu allem Überdruß noch immer BLAU blieb, trennte ich den Strampler nach Beendigung des Gespräches schweren Herzens auf.
Der nächste sonnige Vormittag kam, wie auch der nächste Woll-Laden. Und ich schloß ein sattes Pink mit Weiß in mein Herz! Nach weiterem langen Schmökern im Internet, fand ich es! Das war es! Unsere kleine Prinzessin sollte ihr erstes Prinzessinnenkleid von ihrer Omi erhalten. Nach ewigen Hin und Her und Hin und Herrechnen von den ganzen Maschenab- wie auch -zunahmen, hatte ich es! ENDLICH geschafft! In einem zarten Ajourmuster sollte die kleine Lady in ihrem vollsten Glanz erscheinen! Vielleicht mit etwas Spitze am Saum und am Halsausschnitt? Meine Fantasie ging förmlich mit mir durch! Den ersten Abend strickte ich von 18h bis 3h früh. Zweimal habe ich mich verstrickt bei dem umständlichen Muster und doch, ich schaffte es! Am 4. Abend, nach ca. 30 Stunden stricken, zahlreichen Fingerkrämpfen und Träume voller Maschen und Zahlen stand der Vorderteil kurz vorm Fertigwerden. An diesem Abend hatte ich schon Augenschmerzen und somit habe ich die letzten 2 cm bis zur Abnahme auf den nächsten Vormittag verschoben. Außerdem würde ich da sowieso unser Töchterlein im Donauzentrum treffen.
Der nächste Morgen kam, die Sonne scheinte und ich war happy. Töchterlein rief an, ob man sich vielleicht etwas früher als ausgemacht sehen könnte, was mir sehr gelegen kam. Mit unserer werdenden Mami beim Frühstück sitzend, mitten in einem Kaffeehaus, war der Tag perfekt. Bis sie mir folgendes unterbreitete:
"Ja, den Baby geht es gut, jedoch ist es nicht sicher, ob es ein Mädchen wird. Der Frauenarzt meinte, da könnte ja noch etwas wachsen!" Mit Müh und Not versuchte ich den Schluck Kaffee durch meine, im Moment besonders enge, Speiseröhre zu quetschen und es kam mir vor, als hätte ich gerade das ganze tote Meer ausgesoffen. Wie vor dem Schlachter geführt, sah ich sie an. Was sollte da wachsen? Da kann nichts mehr wachsen! Nichts, was eine kleine Prinzessin gebrauchen kann!!!! ICH will NICHT, dass da noch was wächst!!!! Und schon sah ich vor meinem geistigen Auge das pinkene Prinzessinenkleid mit weisser Spitze schwinden. Noch immer versuchte ich krampfhaft den Schluck Kaffee runterzubekommen, der sich irgendwie in eine Art Kaffeestein entwickelt hatte und partour nicht runter geschluckt werden wollte, weg zu bekommen. "Was heißt das jetzt?" fragte ich zaghaft und ganz leise nach. "Naja, es könnte auch ein Junge werden. Gewissheit gibt es erst nach dem Krankenhausbesuch!" Ich starrte mein Töchterlein an und wahrscheinlich ähnelte mein Blick mehr Mr. Bean als der hübschen Mona Lisa. Geistig war ich bereits schon lange vom Stuhl gekippt, jedoch ließ ich mir meinen kleinen Anflug von hellem Wahnsinn nicht anmerken. Ich quetschte ein verzweifeltes: Ahhhhhhaaaaa zwischen den Lippen hervor und versuchte mein Frühstück runterzuwürgen. Als ich mich von unserem Tochterherz verabschiedet hatte, wusste ich was zu tun war. Wo war der nächste Woll-Laden hier im Donauzentrum!?
Ich entschloß mich diesmal komplett neutral. Sorry little Baby, aber Omi liebt es mehr zu stricken als zu trennen und nachdem du noch immer nicht weißt, was dir da noch wächst und was nicht, wird es ein Pulli und das in neutraler Farbe! Wir können gerne weiterreden, wenn du auf der Welt bist, ich dir in die Windel geglotzt habe und mit Sicherheit weiß, was DU echt vor hattest zu werden! Und achja, ich liebe deinen Sarkasmus Little Baby, du passt ganz in unsere Familie! <3 <3 <3 Auf ein baldiges im Arm halten! <3 <3 <3

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