...für meine geliebte Schwester. Heute erhielt ich eine Spontannachricht von meinem geliebten Schwesterherz, daß ich mir ihre Wolle holen kann. Verwundert kam ich zu ihr und war geschockt. Sie hatte all ihre Wolle für mich schon hergerichtet und ich durfte mir nehmen, was ich wollte. Begründung: sie strickt nicht mehr. Lustlosigkeit und chronische Schulter- wie Gelenksschmerzen haben ihre Entscheidung begünstigt. Ich war wie vor den Kopf gestoßen und ehrlich gesagt, hätte ich am Liebsten beim Aussortieren der Wolle geheult. Vor mir lag ihr Lebenswerk, ich hielt ihre Leidenschaft in den Händen, um sie ihr zu nehmen. Meine Freude über diese Wolle war sehr getrübt. Nebenbei erzählte sie mir, daß sie auch die Kerzengießerei, die Bastelwerke, ja einfach alles auf- und auch schon bereits weggegeben hatte. Ich war sprachlos und meine Gedanken schwirrten im Kreis. Seit exakt September 2004, also 10 Jahre, teilten wir diese Gemeinsamkeiten und nun ist alles weg. Es war mir, als hätte man mir meine Schwester weggenommen und durch eine andere Person ersetzt, es war mir, als hätte man mir ein Stück freudige Erinnerung aus meinem Herzen gerissen und durch eine gähnende Leere ersetzt, es war mir, als wäre nichts wie vorher. Ich fühlte mich in diesem Moment total verwundet und verloren... Es war für mich unvorstellbar, sie nie mehr wieder freudestrahlend am Telefon zu hören, wenn sie eine neue Wolle gefunden hatte. Unvorstellbar zu wissen, daß sie mir über Whatsapp keine neuen Strickmodelle mehr schicken wird. Unvorstellbar ein Weihnachten ohne ihre Kerzen und Billets. Alles war für mich unvorstellbar - ein komplettes Neuland erschloß sich mir. Keine Torten, keine Marmelade, nichts mehr von all dem, was für mich so wundervoll und kostbar war.
Abends, daheim im Wohnzimmer, habe ich mich überwunden, die Wolle auszupacken und aufzulegen. Bei jedem Knäuel Wolle spürte ich ihre Energie und ihre einstige Freude. Sicherlich gefiel mir diese Wolle, immerhin hatte mein Schwesterherz immer schon einen guten Geschmack und klar, bin ich ihr sehr dankbar, daß sie an mich als erste Person gedacht hat, jedoch kann ich ihr gar nicht das dafür geben, was sie dafür verdient bzw. welchen persönlich privaten seelischen Wert es eigentlich hat.
Als ich dann noch die Sachen fand, die sie mal zu stricken begonnen hatte für Tizian, als er noch klein war, dann aber aufgrund ihrer Schmerzen aufhören musste, war ich total deprimiert.
Es hätte ein Jäckchen werden sollen, die passende Hose mit dem Pulli
und die Tagesdecke dazu
hatte er damals bekommen. Was nun mit dem unfertigen Jäckchen? Fertigstricken kann ich es nicht, und auftrennen bringe ich nicht übers Herz. Ich werde es genauso als Erinnerung aufheben an eine schöne gemeinsame Zeit, als Tizian knapp 9 Monate alt war.
Als ich dann noch weiterkramte, fand ich noch eine wundervolle Wolle von meinem Schwesterherz.
Dann sah ich mir nochmals den großen Stapel Wolle an, auf dem ersten Bild gleich rechts die 2 Wolle, in einem zarten Lila. Da hatte sie damit erst voriges Jahr zu Weihnachten Enea einen Pullover damit gestrickt, Tizian bekam ihn in braun. Schrecklich zu wissen, auch für die Kleinen, daß sie niemals mehr von ihrer geliebten Tante einen Pullover gestrickt bekommen werden, schrecklich zu wissen, daß es meiner Schwester doch so schlecht geht, daß sie sogar ihre Leidenschaft aufgeben muß. Schrecklich mein Gefühl, etwas in ihr verloren zu wissen. Wie wird es dann für mich, wenn sie mal wegziehen könnte oder ich sie mal ganz verliere......???
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