Freitag, 12. August 2016

Humor ist wenn man trotzdem lacht

Gewichtige Gewichte

von Günter Stein
So doof hat selten eine Woche begonnen, wie die vor 2 Wochen. Ich stehe am Flughafen, um mich von München zurück nach Köln zu quälen. Und was passiert? Beim Auflegen meines Koffers auf die Waage beim „Check in“, gefriert der eben noch so freundlichen „Check-in-Dame“ (wie heißen die von Berufswegen eigentlich wirklich) das Lächeln im Gesicht. „Sie haben Übergewicht!“
Das wiederum lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Denn erstens kämpfe ich seit Jahren gegen ein stets drohendes Übergewicht. Und zweitens: So unverschämt direkt hat mir das noch nie jemand gesagt.
Wie sich dann allerdings herausstellt, meint die Damen nicht mich persönlich, sondern mein Gepäck. Meinen kleinen, unschuldig dreinblickenden Koffer, der mir eben noch so leicht von der Hand gegangen ist.
3 Kilo Übergewicht macht 30 Euro. Das ist jetzt neu bei uns. Zahlen Sie bitte vorne am Schalter und kommen Sie dann zurück zu mir.“
Patsch. 30 Euro weg. Und wenn ich mich nicht beeile, mein Flieger auch. So eine Frechheit. Aber wie stand es kürzlich in der Zeitung? „Unser Geschäft ist der Transport von Menschen von A nach B. Gepäck kostet ab sofort extra.“ 

Toll. Und nun?

Zähneknirschend zahle ich die 30 Euro und mache mich auf den Weg durch die Sicherheitskontrolle. Auch hier: Rätsel über Rätsel. Während ich mit der (geschworen!!!) gleichen Ausrüstung und Kleidung in Köln durchgewunken werde, piepse ich in München immer wie verrückt. Und das ist in München nicht witzig. Da sind die Biere größer. Da sind die Brezeln größer. Und die Sicherheitsbeamten sind es auch …
Aber irgendwann sitzt man ja doch im Flieger. Und dann. Dann passiert es! Während ich in meinem Nussschalen großen Sitz Platz nehme, sehe ich, wie ein Riese, ein Baum, ein LKW, ein 14-Tonner von Mensch das Flugzeug besteigt. Man merkt förmlich, wie die Aluminiumplanken, die uns Reisende vom Gepäckraum trennen, unter ihm nachgeben. Ich schließe die Augen und bete: „Nicht neben mir.“ Ich öffne die Augen - und habe keinen Platz mehr.
Gegen die Scheibe gedrückt wie eine Sardine gegen den Schnellverschluss der Dose sitze ich neben geschätzten 180 Kilo und rechne flugs, wie lange der Flug nach Köln tatsächlich (50 Minuten) und gefühlt (2 ½ Stunden) in dieser eingequetschten Lagen dauern wird. Und tief in meinem Herzen wünsche ich mir, die Dame am Schalter hätte gesagt: „Herr Stein, hier sind 50 Euro für Sie. Wir berechnen die Flugpreise jetzt nach dem Gewicht unserer Passagiere. Und der Mann, der neben Ihnen sitzen wird – er hat schon für alle bezahlt.“

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