Gewichtige Gewichte
von Günter Stein
So doof hat selten eine Woche begonnen, wie
die vor 2 Wochen. Ich stehe am Flughafen, um mich von München zurück
nach Köln zu quälen. Und was passiert? Beim Auflegen meines Koffers auf
die Waage beim „Check in“, gefriert der eben noch so freundlichen
„Check-in-Dame“ (wie heißen die von Berufswegen eigentlich wirklich) das
Lächeln im Gesicht. „Sie haben Übergewicht!“
Das wiederum lässt mir das Blut in den
Adern gefrieren. Denn erstens kämpfe ich seit Jahren gegen ein stets
drohendes Übergewicht. Und zweitens: So unverschämt direkt hat mir das
noch nie jemand gesagt.
Wie sich dann allerdings herausstellt,
meint die Damen nicht mich persönlich, sondern mein Gepäck. Meinen
kleinen, unschuldig dreinblickenden Koffer, der mir eben noch so leicht
von der Hand gegangen ist.
„3 Kilo Übergewicht macht 30 Euro. Das
ist jetzt neu bei uns. Zahlen Sie bitte vorne am Schalter und kommen Sie
dann zurück zu mir.“
Patsch. 30 Euro weg. Und wenn ich mich
nicht beeile, mein Flieger auch. So eine Frechheit. Aber wie stand es
kürzlich in der Zeitung? „Unser Geschäft ist der Transport von Menschen von A nach B. Gepäck kostet ab sofort extra.“
Toll. Und nun?
Zähneknirschend zahle ich die 30 Euro und
mache mich auf den Weg durch die Sicherheitskontrolle. Auch hier: Rätsel
über Rätsel. Während ich mit der (geschworen!!!) gleichen Ausrüstung
und Kleidung in Köln durchgewunken werde, piepse ich in München immer
wie verrückt. Und das ist in München nicht witzig. Da sind die Biere
größer. Da sind die Brezeln größer. Und die Sicherheitsbeamten sind es
auch …
Aber irgendwann sitzt man ja doch im
Flieger. Und dann. Dann passiert es! Während ich in meinem Nussschalen
großen Sitz Platz nehme, sehe ich, wie ein Riese, ein Baum, ein LKW, ein
14-Tonner von Mensch das Flugzeug besteigt. Man merkt förmlich, wie die
Aluminiumplanken, die uns Reisende vom Gepäckraum trennen, unter ihm
nachgeben. Ich schließe die Augen und bete: „Nicht neben mir.“ Ich öffne
die Augen - und habe keinen Platz mehr.
Gegen die Scheibe gedrückt wie eine Sardine
gegen den Schnellverschluss der Dose sitze ich neben geschätzten 180
Kilo und rechne flugs, wie lange der Flug nach Köln tatsächlich (50
Minuten) und gefühlt (2 ½ Stunden) in dieser eingequetschten Lagen
dauern wird. Und tief in meinem Herzen wünsche ich mir, die Dame am
Schalter hätte gesagt: „Herr Stein, hier sind 50 Euro für Sie. Wir
berechnen die Flugpreise jetzt nach dem Gewicht unserer Passagiere. Und
der Mann, der neben Ihnen sitzen wird – er hat schon für alle bezahlt.“
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